Antragsteller*in: | STG3 (STG3) |
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Antragshistorie: | Version 1 |
A8: 01 Umwelt und Klima neu denken (NEU)
Text
Das Nordend soll auf dem Weg zur Klimaneutralität vorweg gehen!
Klima und Umwelt im Nordend neu denken
Wie alarmierend weit der Klimawandel fortgeschritten ist, haben wir alle in den
letzten Jahren erlebt: Die trockenen und heißen Sommer der letzten 3 Jahre sind
auch an den Parks und Grünstreifen im Nordend nicht spurlos vorübergegangen; die
anhaltende Trockenheit setzte den Pflanzen und Tieren zu, viele Bäume mussten
gefällt werden. Die Klimakrise können wir nicht bekämpfen, indem wir die
Verantwortung nur bei der EU oder die Bundesregierung sehen, sondern auch, indem
wir vor unserer Haustür anfangen – es kommt auf uns alle an!
Spätestens im Jahr 2050, das sieht der Masterplan 100 vor, will Frankfurt
Klimaneutralität erreichen. Wir GRÜNE in Frankfurt wollen diesen Plan
überarbeiten und einen Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 beschreiten.
Im Nordend können wir dazu erheblich beitragen! Das heißt konkret: Die Energie,
die im Nordend verbraucht wird, soll zunehmend aus erneuerbaren Quellen stammen.
Unseren derzeitigen Energieverbrauch müssen wir dazu ebenfalls deutlich
reduzieren. Das klingt ambitioniert – ist aber durchaus machbar. Oft fehlen uns
einfach die Kenntnisse und Informationen darüber, was für uns konkret umsetzbar
ist und welche Fördermöglichkeiten wir dafür in Anspruch nehmen können.
Im Bereich Gebäude und Wärme, der einen Großteil unserer Emissionen ausmacht,
wollen wir mit folgenden Maßnahmen schnell aktiv werden:
- Wir wollen ein individuelles Beratungsangebot einführen, wobei
Klimaschutzberater*innen hilfesuchende Bürger*innen über Optionen bei der
Gebäudesanierung, Möglichkeiten des Energiesparens oder zum Angebot von
Ökostrom-Tarifen beraten können.
- Wir fordern beim Magistrat ein, bei der schwierigen energetischen
Sanierung von Gründerzeit-Altbauten besonders zu unterstützen: Das
Verhältnis von Altbauten und energetischer Sanierung muss besser
aufeinander abgestimmt werden, beispielsweise durch die Überarbeitung von
Erhaltungssatzungen. Zusätzlich sollen „Energie-Musterhäuser“ als
Anschauungsobjekte für Haus- und Wohnungsbesitzer*innen geschaffen werden,
die über mögliche Sanierungsmaßnahmen zur Energieeinsparung sowie deren
Kosten informieren.
- Wir ermutigen und unterstützen die BewohnerInnen des Nordends, sich selbst
mit Energie und Wärme zu versorgen und sie zu speichern, beispielsweise
durch PV- und Solarthermieanlagen auf Dächern und an Balkonen und
Fassaden. Über die Möglichkeiten in Bereichen mit Erhaltungssatzungen soll
transparent informiert werden und auf bessere Lösungen hingewirkt werden.
- Besonders mit Hilfe von Nahwärmenetzen und Geothermie sehen wir ein hohes
Potential für die klimaneutrale Wärmeversorgung und werden den Magistrat
bitten, diese Optionen bei allen neuen Bauvorhaben intensiv zu prüfen.
- Es wird nicht jeder Altbau im Stadtteil durch eine Sanierung zum Plus-
Energiehaus werden können. Auch darum müssen Neubauten, wo immer die
Verwaltung darauf Einfluss nehmen kann, möglichst im Plusenergie-Standard
errichtet werden und damit mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen.
Wo dies nachweislich nicht möglich ist, soll mindestens der Passivhaus-
Standard zur Anwendung kommen.
- Darüber hinaus wollen wir, wo immer es möglich ist, auf die Verwendung
Umwelt- und Klimafreundlicher Baumaterialien hinwirken, insbesondere bei
städtischen Bauten. Die Holzbauweise ist ein gut geeignetes Mittel,
Kohlenstoff über längere Zeit zu speichern, Recyclingbeton ist eine gute
Lösung, um die großen Abfallmengen der Bauindustrie sinnvoller zu nutzen.
- Auch die städtischen Liegenschaften im Nordend müssen zügig energetisch
saniert und auf den Kurs zur Klimaneutralität gebracht werden. Dies gilt
insbesondere für Sporthallen, Schulgebäude und Kitas. Wo immer eine
Sanierung geplant wird, werden wir einfordern, dass die größtmöglichen
Energiesparpotentiale verfolgt werden. Im Neubau muss die Stadt
vorbildlich aufzeigen, wie klimaneutrales Bauen schon heute möglich ist.
Alle städtischen Gebäude im Nordend sollen bis 2030 klimaneutral sein.
Mehr GRÜN im Stadtteil
Gerade in dichtbesiedelten und -bebauten Stadtteilen wie dem Nordend sorgen
Parks und Grünflächen für den notwendigen klimatischen Ausgleich. Zugleich
bieten sie Kindern und Erwachsenen Raum für Erholung, Begegnungen und
Freizeitaktivitäten, ohne dass wir dafür ins Auto steigen müssen.
Während im östlichen Nordend der Günthersburgpark erweitert werden soll, fehlt
es im westlichen Stadtteil an ausreichend Grünflächen. Umso wichtiger ist es,
auf andere Weise für ausreichend Begrünung zu sorgen.
- Wir wollen daher durch die Entsiegelung von Flächen, durch das Pflanzen
von Bäumen und durch die Förderung von Fassaden- und Dachbegrünungen
insgesamt mehr Grünflächen im Nordend schaffen. Das Konzept "Stadt am
Main" zeigt auf, wie neben einer Umgestaltung des Verkehrsraums auch mehr
Grünflächen geschaffen werden können. Dies wollen wir auf das Nordend
anwenden.
- Straßen sollen vermehrt an den Seiten begrünt werden und so zu
attraktiveren Orten mit einer höheren Aufenthaltsqualität umgestaltet
werden.
Beispiele:
- Entsiegelungen entlang der Glauburgstraße halten wir für längst
überfällig. - Auf den begrünten Mittelstreifen am Alleenring können
Wildblumenwiesen und Insektenhäuser nicht nur einen Beitrag zum
Klima-, sondern gleichzeitig auch zum Artenschutz leisten. - Ein Teil des Adlerflychtplatzes, neben der Trinkhalle, kann mit
Stauden bepflanzt oder mit einer Blumenwiese eingesät werden - Der öffentliche Grünstreifen an der Epiphaniaskirche kann für einen
Blühstreifen besser genutzt werden - Die Schienenführung der U-Bahn vor der Haltestelle
Nationalbibliothek liegt zwischen einem Grünstreifen und einer
geteerten Fläche. Diese Fläche soll entsiegelt und begrünt werden.
- Entsiegelungen entlang der Glauburgstraße halten wir für längst
- Gemeinsam mit Initiativen vor Ort wollen wir im Rahmen der jährlichen
Klimaschutzwoche Möglichkeiten für mehr Grün im Stadtteil vorstellen und
die Menschen zum Mitmachen – beispielsweise in Form von Urban-Gardening-
Projekten – einladen.
- Ansprechen wollen wir mit Aktionen gezielt auch die Eigentümer*innen von
Vorgärten, die im Hinblick auf die Vorgartensatzung einer Umgestaltung
und/oder Entsiegelung bedürfen. Zu diesem Zweck wollen wir eine Liste von
Bäumen, Sträuchern und Pflanzen zusammenstellen, die sich besonders
positiv auf das Klima auswirken und Eigentümer*innen der Vorgärten bei der
Bepflanzung beraten. (Ä-Antrag Willi)
- Wir wollen bei der Planung und Gestaltung von Wohngebäuden und dem
öffentlichen Raum noch stärker darauf drängen, dass systematisch Maßnahmen
zur Begrünung von Plätzen, Dächern und Fassaden und somit zur Abkühlung
berücksichtigt werden. Moderne Computermodelle können dabei unterstützen.
- Wir fordern, dass alles unternommen wird, damit so viele wertvolle
Straßenbäume wie möglich erhalten bleiben. Hier gilt es zum Beispiel zu
prüfen, inwieweit größere unversiegelte Flächen im Wurzelbereich (die
sogenannten Baumscheiben) und Bewässerungssysteme zu ihrer Unterstützung
geplant werden könnten. Geeignete Flächen sollen systematisch aufgezeigt
werden und nicht erst auf Anfrage vom Magistrat für geeignet oder
ungeeignet erklärt werden. An Stellen, an denen keine Baumpflanzungen
möglich sind, fordern wir die Pflanzung von Büschen und Stauden. Die
Forderung nach einem öffentlichen, digitalen Modell des Stadtteils, in dem
Daten zu Leitungen, Kanälen, Bäumen und mehr zusammengeführt werden,
unterstützen wir zur Verbesserung der Planung.
- Wir wollen die Grünflächen des Nordends und der benachbarten Stadtteile
stärker miteinander vernetzen: insbesondere das Projekt der Einhausung der
A661, das die Stadtteile Bornheim, Seckbach und das Nordend miteinander
verbindet hilft der Tier- und Pflanzenwelt, bietet aber auch attraktive
Wege für Menschen. Wir fordern stadtteilübergreifende Konzepte, in denen
potenzielle grüne Korridore identifiziert werden, um diese bei zukünftigen
Bauvorhaben berücksichtigen zu können. Wir planen auch eine "Grüne"
Holzbrücke für Fußgänger*innen die den Hauptfriedhof mit den Grünflächen
östlich der Friedberger Landstraße verbindet.
- Schon seit Längerem setzen wir GRÜNE im Nordend uns im Ortsbeirat dafür
ein, die Gaslaternen im Stadtteil sukzessive durch energiesparendere
Leuchten auszutauschen. Wir fordern den Magistrat weiterhin auf, die
existierenden Pläne endlich umzusetzen. Zu hohe Lichtemissionen und zu
kaltes Licht schaden Mensch und Natur. Die Stadt muss über eine
Lichtsatzung Standards durchsetzen, die eine Beleuchtung für Fassaden,
Gärten und Gewerbeflächen regeln sollen, um die Lichtverschmutzung zu
reduzieren aber auch Energieeffizienz und Sicherheit garantieren.
Wasser ist in Zeiten des Klimawandels ein knappes Gut
Wir wollen unsere Trinkwasserreserven schonen und Regenwasser als Brauchwasser
für unsere Gärten und Grünflächen einsetzen. Denn in Zeiten des Klimawandels
haben wir häufig stark wechselnde Wetterperioden, in denen sich Regen und
Trockenheit nur über einen längeren Zeitraum abwechseln.
Deshalb ist es wesentlich, den Regen nicht in die Kanalisation abzuleiten,
sondern ihn an der Oberfläche zu halten, um die Einsickerungszeit zu vergrößern,
sowie das Regenwasser aufzufangen und es als Brauchwasser für die Bewässerung
der Gärten, Bäume und Parks einzusetzen.
Deshalb schlagen wir vor:
- An öffentlichen Gebäuden wie Kirchen, Schulen, Hallen etc.
Wasserauffangbecken zu montieren, in denen die Regenmengen der Dächer
gesammelt werden.
- Darüber hinaus werden wir versuchen, auch die Eigentümer von Wohnhäusern
für diese Idee zu gewinnen.
Wir fordern den Magistrat auf, unter Beteiligung der Ortsbeiräte ein Konzept zu
erarbeiten, wie systematisch Regenwasser aufgefangen und als Brauchwassernutzbar
gemacht werden kann.
Bei beginnender Trockenheit sollte deshalb Rasenbewässerung nur mit Brauchwasser
möglich sein, um die Anzahl der Wassersammelbehälter zu steigern.
Müll vermeiden und nachhaltig leben
Das Pfandbecher-System, das Anfang 2018 von der Initiative „Lust auf besser
leben“ unter anderem im Nordend gestartet und schließlich von der FES weiter
ausgebaut wurde, wollen wir auf andere Behältnisse übertragen, etwa auf
Transportboxen für Take-Away-Mahlzeiten und hierfür ein Modellprojekt im Nordend
initiieren.
Vor mehr als einem Jahrzehnt wurde am Merianplatz der erste Offene Bücherschrank
aufgestellt. Das Prinzip ist einfach, nachhaltig und sozial: Aussortierte Bücher
landen nicht im Müll, sondern im Bücherschrank und können dort kostenlos und
rund um die Uhr entliehen werden. Sechs Offene Bücherschränke gibt es derzeit im
Nordend – weitere sollen folgen. Viele Menschen im Nordend haben das Konzept
bereits auf andere Gegenstände des täglichen Bedarfs ausgeweitet und stellen
beispielsweise ausrangierte Küchenartikel oder Kleidung in Kartons zum Mitnehmen
vor die Haustür, anstatt diese einfach wegzuwerfen. Das wollen wir unterstützen,
indem wir an zentralen Stellen im Stadtteil sogenannte „Give-Boxen“ aufstellen,
in denen die Gegenstände vor Wind und Wetter geschützt angeboten werden können.
Stadtteilplanung im Klimawandel: Unsere Position zum Areal „Günthersburghöfe“
Auch angesichts der sich in den zurückliegenden Jahren verschärfenden Klima- und
Biodiversitätskrise und ihrer spürbaren Auswirkungen haben die Grünen in
Frankfurt sich gegen eine Bebauung der nicht bereits versiegelten Flächen auf
dem Areal der Klein- und Freizeitgärten zwischen der Friedberger Landstraße und
dem Günthersburgpark ausgesprochen.
Das Bauprojekt „Günthersburghöfe" im Nordend unterscheidet sich stark von
anderen Bauprojekten, denn das zur Bebauung vorgesehene Areal ist bereits ein
etablierter Rückzugsraum für Mensch und Tier und hat einen entsprechend hohen
Wert für seine Nachbarschaft und auch weit darüber hinaus: Das Projekt ist nicht
nur im Nordend, sondern in der ganzen Stadt zum Fokus der Diskussion über das
Bauen in der Klimakrise und Versiegelung in Zeiten der Biodiversitätskrise
geworden.
Hitzerekorde, vermehrt auftretende tropische Nächte, Dürren und das Absterben
von Straßenbäumen lassen befürchten, dass die Verwirklichung der bisher
verfolgten Planung für die Umgebung gravierende negative Auswirkungen hätte.
Stattdessen soll die Nutzung des Areals für öffentliche Gartenflächen
(„Gemüseheldinnen“) und Naturschutzprojekte zur Förderung der Biodiversität
weiterentwickelt und den Bürger*innen als wichtiges Naherholungsgebiet
zugänglich gemacht werden.
Die klimaverträgliche Bebauung der bereits versiegelten Flächen in dem Areal,
zum Beispiel die Bebauung des Betriebshofes des Amtes für Straßenbau und
Erschließung an der Hungener Straße oder anderer bereits im wesentlichen
versiegelten Flächen soll weiter vorangetrieben werden. Das alles jedoch unter
der Prämisse:
- Im Planungsgebiet soll ein für Frankfurt beispielhaftes Naturquartier und
auf den versiegelten Flächen eine klimagerechte Wohnbebauung entstehen
- Entscheidend dabei ist, die Natur- und Freiflächen zu erhalten und die
jetzt schon versiegelten Flächen mit vor allem dringend benötigten
geförderten Wohnungen, Raum für gemeinschaftliches und
genossenschaftliches Wohnen und natürlich auch einer bedarfsgerechten
sozialen Infrastruktur zu bebauen. Daher müssen nun neue Vorschläge mit
dieser klaren Zielvorgabe erarbeitet werden, die aufzeigen, wie die
versiegelten Flächen stärker für eine lokale Klima verträgliche, aber auch
emissions- und autofreie Wohnbebauung genutzt werden können und wie die
bestehenden Grünflächen für mehr Menschen erlebbar gemacht werden können
- Insbesondere ist zu untersuchen, wie das Gebiet gestaltet werden muss,
damit es weiter zur Abkühlung der umliegenden Quartiere beitragen kann
- Bürgerinnen und Initiativen fordern von der Politik ein Umdenken, um den
Konflikt zwischen Klimaschutz und Wohnbebauung zu lösen. Deshalb sind wir
für einen weiteren mit den Bürger*innen gemeinsam durchgeführten
Planungsprozess, ähnlich wie bei den Planungswerkstätten zum Kulturcampus