Antragshistorie: | Version 1 |
---|
A7NEU: 04 Mobilität neu Denken (NEU)
Text
Es tut sich etwas auf den Straßen des Nordends: Endlich haben Radfahrer*innen
auf der dichtbefahrenen Friedberger Landstraße fast durchgehend ihre eigene
Spur. Die U-Bahn-Stationen „Musterschule“ und „Glauburgstraße“ sind inzwischen
barrierefrei – ein Vorbild auch für die Haltestellen „Friedberger Platz“ und
„Hessendenkmal“. Künftig wird die Linie 32 an sieben Tagen in der Woche rund um
die Uhr das östliche und das westliche Nordend miteinander verbinden. Die
Nachtbuslinien werden ausgebaut, und gemeinsam mit den U-Bahn Linien und
Straßenbahnen sorgen sie 24 Stunden lang für eine Nord-Süd-Verbindung. Auf der
Nibelungenallee heißt es zwischen 22.00 Uhr und 06.00 Uhr „Runter vom Gas“ – es
gilt Tempo 30. Und in der Lortzingstraße bietet eine Quartiersgarage
unterirdische Parkmöglichkeiten. Dank zahlreicher GRÜNER Initiativen sind viele
Nebenstraßen schon lange vom Durchgangsverkehr befreit und haben ein Tempo-30-
Limit. Nur Radfahrer*innen dürfen hier in beide Richtungen fahren.
Doch zugleich beobachten wir: Das Verkehrsaufkommen und der „Parkdruck“ sind
weitergewachsen. Von einer echten Verkehrswende sind wir auch im Nordend noch
weit entfernt. Deshalb bleibt für uns GRÜNE eine konsequente Mobilitätswende
ganz oben auf der Tagesordnung. Sie ist nicht nur klimapolitisch dringend
notwendig, sondern sie korrigiert auch die Fehlentwicklungen der letzten
Jahrzehnte und nimmt eine neue Perspektive ein: weg vom Fokus auf motorisierten
Individualverkehr, hin zu gut vernetzter Mobilität mit mehr Gleichberechtigung
aller Verkehrsteilnehmer*innen.
Wir setzen uns für folgende Maßnahmen ein:
Den Verkehrsraum neu aufteilen
Noch dominieren die Autos den öffentlichen Raum. Ein Umdenken hat jedoch bereits
begonnen. Der Radentscheid Frankfurt hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem
Magistrat ein Konzept erarbeitet, um Nebenstraßen fahrradfreundlich
umzugestalten und die allgemeine Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Zentrale
Aspekte dabei sind eine Reduzierung des KFZ-Durchgangsverkehrs und die
Umwandlung von Dauerparkplätzen in Flächen mit begrünten Sitzgelegenheiten oder
Außengastronomie, zu Baumstandorten, sowie zu Kurzzeitparkplätzen für
Lieferverkehr. Diese Vorschläge für den Oeder Weg und die Nordend- und
Holzhausenstraße unterstützen wir und werden uns im Ortsbeirat für eine zeitnahe
Umsetzung einsetzen. Gleichzeitig fordern wir auch für andere Straßen eine
Umgestaltung zugunsten von breiteren und sichereren Wegen für Fußgänger*innen
und Radfahrer*innen. Parkplätze sollen zugunsten von Grünflächen und mehr
öffentlichem Raum entfallen. Für den zunehmenden Lieferverkehr fordern wir
flächendeckend legale, sichere Ladezonen und für die Weiterentwicklung des
Angebots von Carsharing-Möglichkeiten die Einrichtung dezidierter Carsharing-
Parkplätze“ – bevorzugt für Elektro-Autos. Wichtig ist auch, an die
Verkehrssicherheit der Kinder zu denken. Wer sich in ihre Lage versetzt, wird
verstehen: Sie können nur sehr schwer an parkenden Autos vorbeiblicken, um eine
Straße vor dem Überqueren einzusehen. Um eine gute Sicht auch Kindern zu
ermöglichen, müssen Straßenecken von parkenden Autos freigehalten bleiben; die
STVO sieht einen Abstand von fünf Meter zur Einmündung vor. Entsprechende
Maßnahmen - auch bauliche- fordern wir ein. Auch mehr Zebrastreifen sind
vonnöten.
Zu Fuß sicher durchs Nordend
Das Nordend ist ein Stadtteil der kurzen Wege. Mit seiner guten Anbindung an die
Innenstadt, Bornheim und weitere Stadtteile soll für alle die Möglichkeit
bestehen, ihre Ziele sicher und komfortabel zu Fuß zu erreichen. Kreuzungen
sollen fußgängerfreundlich umgestaltet werden und die Wartezeiten für zu-Fuß-
Gehende an Ampeln sollen systematisch reduziert werden.
Wichtig ist auch, an die Verkehrssicherheit der Kinder zu denken. Wer sich in
ihre Lage versetzt, wird verstehen: Sie können nur sehr schwer an parkenden
Autos vorbeiblicken, um eine Straße vor dem Überqueren einzusehen. Um eine gute
Sicht auch Kindern zu ermöglichen, müssen Straßenecken von parkenden Autos
freigehalten bleiben; die STVO sieht einen Abstand von fünf Meter zur Einmündung
vor. Entsprechende Maßnahmen - auch bauliche- fordern wir ein. Auch mehr
Zebrastreifen sind vonnöten. Konflikte mit Radfahrer*innen sollen durch bauliche
Trennungen vermieden werden. Die Barrierefreiheit muss durchgehend und
verlässlich gewährleistet werden: Rollstullfahrende und Eltern mit Kinderwagen
sollen sich auch mit Extra-Breite überall bequem fortbewegen können. Gehwege
sollen generell frei von parkenden KFZ sein und im Regelfall eine Mindestbreite
von 3m aufweisen. Eine einfache Maßnahme, breitere Gehwege und Radwege zu
schaffen, ist die Umstellung von Quer-Parkplätzen, bei denen Autos halb auf dem
Gehweg stehen, auf parallel zur Straße ausgerichtete Parkplätze. Regelmäßige
Workshops und Rundgänge mit Vertreter*innen der Verwaltung sollen zur
Verbesserung bestehender Schwachstellen für den Fußverkehr führen. Wir fordern
stärkere und regelmäßige Kontrollen durch die städtische Verkehrspolizei, um das
Falschparken konsequent zu ahnden und gefährliche Situationen aufzulösen.
Das Nordend wird Fahrradstadtteil
Egal, ob von der Nationalbibliothek zur Fachhochschule, vom Frauensteiner Platz
zum Friedberger Platz oder vom Günthersburgpark zum Merianplatz – mit dem
Fahrrad lassen sich alle Ziele im Stadtteil schnell erreichen. Doch das
Radfahren im Nordend ist nicht immer angenehm. Oft müssen sich Radfahrer*innen
ihre Wege mit dem motorisierten Verkehr teilen, zuweilen stehen ihnen nur sehr
schmale Randstreifen zur Verfügung und an einigen Stellen bergen die Schienen
der U- und Straßenbahn Unfallgefahr. In zweiter Reihe parkende Fahrzeuge erhöhen
das Gefahrenpotential zusätzlich. Im Ortsbeirat werden wir uns dafür einsetzen,
die besonders gefahrträchtigen Stellen und Kreuzungen zu identifizieren und
durch bauliche Maßnahmen die Sicherheit zu erhöhen. Die Glauburgstraße wollen
wir für Radfahrer*innen sicherer machen, indem wir die dortigen Querparkplätze
durch Längsparkplätze ersetzen und so mehr Platz abseits der mittig verlaufenden
Schienenstränge schaffen. Auch in anderen Straßen - insbesondere engen
Einbahnstraßen – kann auf diese Weise die Sicherheit erhöht werden.
Besonders Schülerinnen und Schüler sollen sich sicher fühlen, mit dem Fahrrad
zur Schule fahren zu können. Vorschläge um dieses Ziel zu erreichen und um
"Elterntaxis" weitgehend überflüssig zu machen, wollen wir in der kommenden
Wahlperiode verstärkt einbringen, so zum Beispiel autofreie Zonen vor
Schulhöfen.
Wir Grünen im Nordend fordern auch die Einrichtung eines sicheren Radweges
entlang des Anlagenringes auf einer eigenen Spur. Dies entlastet die zu Fuß
Gehenden auf der Anlage und ermöglicht Radfahrer*innen ein zügiges, sicheres
Fahren. Weiterhin werden wir uns dafür stark machen, die noch bestehende Lücke
des Radwegs auf der Friedberger Landstraße zwischen Friedberger Platz und
Matthias-Beltz-Platz zu schließen.
Vom Parkraum zum Park-Raum
Gerade in dichtbesiedelten Vierteln wie dem Nordend brauchen Menschen unbedingt
Raum, um sich in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnungen in angenehmer Atmosphäre
draußen aufhalten und begegnen zu können. Die temporäre Spielstraße, die auf
Betreiben des Ortsbeirates jedes Jahr in der Heidestraße eingerichtet wird,
erfreut sich großer Beliebtheit. In der Nordendstraße entstand die bundesweit
erste Begegnungszone als öffentlicher Raum, der allen zur Verfügung steht. Durch
eine konsequente Parkraumbewirtschaftung, wie sie in Bornheim bereits eingeführt
wurde, wollen wir mehr autofreie Begenungszonen und Fahrrad- und Spielstraßen
etablieren. Wo immer es möglich ist, sollen Entsiegelung und Begrünung dazu
führen, dass sich der Stadtteil im Sommer weniger aufheizt und dass die Menschen
überall, und nicht nur an „Hotspots“ zusammenkommen und sich in angenehmer
Atmosphäre aufhalten können. Das ist gut für die lokale Wirtschaft, den sozialen
Zusammenhalt und die Gesundheit. Dort, wo in der Vergangenheit „Stellvertreter“
platziert wurden, um Kreuzungsecken vor Falschparker*innen zu schützen, sollen
sie durch sinnvolleres Mobiliar, wie zum Beispiel Fahrradbügel, aber auch
Sitzgelegenheiten und Begrünung ersetzt werden. Einmal im Jahr soll es einen
autofreien Sonntag geben, an dem Straßen zu Festmeilen, zu Spielplätzen oder zu
Freiluft-Restaurants werden können.
Bei Neubauprojekten soll ein möglichst großer Anteil der durch die
Stellplatzsatzung zwangsweise einzurichtenden Parkplätze Fahrrädern,
Lastenfahrrädern und geteilter Mobilität zugedacht werden, Parkräume sollen in
Quartieren möglichst außerhalb liegen, damit in ihrer Mitte lebenswerte
Aufenthaltsräume entstehen können. Universitäten, Schulen und Verwaltungsgebäude
sollten optimal an den ÖPNV angebunden werden und nur den kleinstmöglichen
Parkraum vorhalten.
Klimafreundlich unterwegs mit Bus und Bahn
Mit sechs U-Bahnlinien, zwei Straßenbahnlinien und vielen Busverbindungen ist
das
Nordend bereits gut vernetzt. Zusätzlich setzen wir uns für die Weiterführung
der Linie 18 nach Bad Vilbel ein. Ausbaufähig sind aus unserer Sicht vor allem
die Querverbindungen“ – also die heute mit Buslinien erschlossenen Strecken
zwischen Nordend-West und Nordend-Ost. Die Verstärkung der Buslinien 32 und 36,
die seit dem letzten Fahrplanwechsel in kurzem Takt rund um die Uhr fahren, ist
ein Schritt in die richtige Richtung. Die Einrichtung einer Ringbahn könnte die
Mobilität in unserem Stadtteil weiter vergrößern. Damit alle Menschen im
Stadtteil vom öffentlichen Nahverkehr gleich gut profitieren können, fordern
wir, dass kein Ort weiter als 500m von der nächsten barrierefreien Haltestelle
entfernt liegen darf. An den Haltestellen sollen bequeme Umsteigemöglichkeiten
auf geteilte Mobilitätsangebote und ausreichend Fahrradabstellplätze angeboten
werden. Wir wollen uns darüber hinaus dafür einsetzen, Haltestellen und
Gleisflächen zu begrünen. Um den Anreiz zu erhöhen, auf öffentliche
Verkehrsmittel umzusteigen, unterstützen wir die Einführung eines Ein-Euro-
Tagestickets für den gesamten Frankfurter ÖPNV. Darüber erreichen wir auch die
Ziele des Luftreinhalteplans und schützen die Gesundheit der Anwohner*innen.
Mobil sein heißt vernetzt sein
Unser Alltag wird zunehmend flexibler. Heute arbeiten wir im Home-Office, morgen
fahren wir mit Bus und Bahn ins Büro und kürzen den Weg zur Haltestelle mit dem
E-Scooter oder dem Leihfahrrad ab. So vielfältig unser Alltag ist, so vielfältig
muss Mobilität werden. Durchschnittlich 23 Stunden pro Tag bleiben Fahrzeuge als
„Stehzeuge“ ungenutzt – und immer mehr Menschen im Nordend entscheiden sich
gegen ein eigenes Auto und für Carsharing. Die Mobilität der Zukunft wird
vernetzter sein und die digitale Buchung verschiedener Fortbewegungsmittel über
das Internet erlauben. In einem Beteiligungsprozess wollen wir ein
Verkehrskonzept für unseren Stadtteil entwickeln, das dieser Entwicklung
Rechnung trägt. Sharing-Angebote wollen wir stärken – wir wollen allerdings auch
prüfen, inwieweit der Abstell- und Ladeprozess der Elektroroller so gestaltet
werden kann, dass herumstehende Roller nicht zur Gefahr für Fußgänger*innen,
spielende Kinder und Radfahrer*innen werden.
Autofahren? Aber sicher und klimagerecht!
Weniger ist mehr - weniger Gas bedeutet weniger Lärm, weniger Abgase, weniger
CO2. Auf der Nibelungenallee gilt seit 2019 nachts eine Höchstgeschwindigkeit
von Tempo 30. Für die Anwohner*innen bedeutet dies eine erhebliche
Lärmminderung. Wir unterstützen die Ausweitung der nächtlichen Tempo-30-Zonen
auf die weiteren Hauptverkehrsstraßen im Stadtteil. Besonders auf dem lauten
Alleenring soll die Aufenthaltsqualität verbessert werden, indem die
Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 40 gesenkt und ein Ausbau von Fahrrad- und ÖPNV-
Infrastruktur vorangetrieben wird. Die Straßen sollen nicht für den
Durchgangsverkehr durch den Stadtteil attraktiv sein, sondern für die Anwohner
und Anwohnerinnen. Außerhalb des Rings soll auf allen Straßen Tempo 30 gelten,
in Nebenstraßen möglichst Tempo 20. Den Autobahn-Transit-Verkehr reduzieren wir,
indem wir gemeinsam mit Bornheim die Saalburgstraße vom Günthersburgpark
(Nordend) bis zur Ringelstraße (Bornheim) verkehrsberuhigen. Nur noch
Lieferverkehr, sowie ÖPNV sind berechtigt, die "Grenze" zu passieren. Die
Bergerstraße wir dadurch zu einer echten Fußgängerzone mit positiven Effekten
für die Wirtschaft beider Stadtteile. Auch die geforderte Citymaut für die
Innenstadt wird, einmal umgesetzt, dazu beitragen, den Durchgangsverkehr auf den
Hauptverkehrsstraßen im Nordend zu reduzieren.
Wir unterstützen auch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge. Dafür wollen wir die
Möglichkeit, Elektrofahrzeuge im Nordend zu laden, ausbauen, indem wir weitere
Ladestationen errichten und Tiefgaragen mit E-Lade-Stationen unterstützen.
Vom Durchgangsverkehr zur Campusmeile – den Alleenring neu gestalten
Das Integrierte Stadtentwicklungskonzepts der Stadt Frankfurt sieht vor, den
nördlichen Alleenring mit dem Campus Westend der Goethe-Universität, der
Frankfurt School of Finance & Management, der Deutschen Nationalbibliothek und
der Frankfurt University of Applied Sciences zur Frankfurter Campusmeile zu
entwickeln. Nach dem Vorbild des Frankfurter Museumsufers zielt die Bildung der
Campusmeile darauf ab, die Vernetzung der Wissenschaftsinstitutionen zu fördern
und dem Ring eine räumliche Identität zu geben. Das stärkt den
Wissenschaftsstandort Frankfurt. Wir GRÜNE begrüßen dieses Projekt ausdrücklich
und sehen in der Campusmeile zudem die Chance, ein Leuchtturmprojekt der
Mobilitätswende zu werden mit hoher Aufenthaltsqualität für Studierende und
Bürger*innen. Daher bedauern wir, dass die Entwicklung der Campusmeile nur
schleppend voran geht und setzen uns ein für:
- die Entwicklung eines ganzheitlichen konzeptionellen Ansatzes für die
Campusmeile unter Beteiligung der Studierenden und der Bürger*innen;
- die schrittweise Umsetzung erster Maßnahmen des Ansatzes vor allem in
Bezug auf das Mobilitätskonzept (z.B. Reduzierung der Fahrspuren für den
motorisierten Individualverkehr, Reduzierung der zugelassenen
Geschwindigkeit, Ausbau der Fahrradwege, neue verbindende Fußwege und
Stärkung des ÖPVN);
- den Ausbau der Grünflächen und die Verdichtung des Baumbestandes.