Antragsteller*in: | stg3 (dort beschlossen am: 05.01.2021) |
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Antragshistorie: | Version 1 |
A12: Leben und Arbeiten im Nordend (Neu)
Text
Leben und Arbeiten liegen im Nordend nah beieinander. Der Stadtteil ist geprägt
von kleinen inhabergeführten Geschäften und abwechslungsreicher Gastronomie.
Kulturstätten wie zum Beispiel Kinos, Theater, Galerien und Bars ziehen weit
über die Stadtteilgrenzen hinaus ein kulturinteressiertes Publikum an, ebenso
die zahlreichen Buchläden in unserem Viertel. Die Corona-Pandemie stellt
Unternehmen, Kulturbetriebe, Freiberufler*innen und Solo-Selbstständige vor
schwierige, kaum zu meisternde Herausforderungen: Die Corona-Auflagen und
zeitweiligen Schließungen im Frühjahr und im Winter bedeuten für sie trotz aller
Hilfen von Bund und Land massive Einnahmeverluste. Wir wollen zur Verbesserung
ihrer Situation beitragen. Darüber hinaus müssen wir auch an das Miteinander im
Stadtteil denken: Vor allem in den warmen Sommermonaten zieht es die Menschen im
Nordend nach draußen. Der Friedberger Platz, der Matthias-Beltz-Platz und der
Luisenplatz sind an den Wochenenden beliebte Treffpunkte. Das bringt auch
Konflikte mit den Anwohner*innen mit sich, die durch den Lärm und das Verhalten
einiger der Feiernden gestört werden . Hier bemühen wir uns immer wieder um
einen Ausgleich.
Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Familien gibt es reichlich, doch
hier bringen wir Ideen ein, die Situation noch deutlich zu verbessern (siehe
hierzu Kapitel „Nordend für Kinder“)
Einzelhandel und Gastronomie stärken
Gerade jetzt in der pandemiebedingten Krise wollen wir den lokalen Einzelhandel
stärken und unterstützen. Das gilt prinzipiell dort, wo genügend Platz ist und
für Fußgänger und Fußgängerinnen ausreichend Raum bleibt, dort können im Rahmen
von Sonderaktionen wie zum Beispiel bei einem autofreien und verkaufsoffenen
Sonntag einzelne Einkaufsstraßen oder Bereiche temporär für den Verkehr gesperrt
werden. Geschäfte und Gastronomie erhalten dann die Gelegenheit, ihr Angebot
auszuweiten und sich im Stadtteil zu präsentieren. Ein jährlicher
Anziehungspunkt auf der Berger Straße ist das Berger Straßenfest, das vom
Gewerbeverein Berger Straße organisiert wird. Durch Kultur und interationale
Küche zieht es auch viele Menschen aus den anderen Stadtteilen und dem Umland
an. Die „Weiße Tafel“, die 2012 noch auf dem Oeder Weg stattfand, zog viele
Menschen zum gemeinsamen kochen und essen an. Auch solche von Gewerbevereinen
initiierte Aktivitäten wollen wir unterstützen.
Nicht erst seit der Corona-Pandemie ist es schwierig, Ladenflächen neu und
dauerhaft zu vermieten. Leerstand bringt aber niemandem etwas, daher wollen wir
Zwischennutzungen von leerstehenden Flächen unterstützen. Die eine Möglichkeit
dazu sind Pop-up-Aktionen (kurzfristig, provisorisch eingerichtetes Geschäft,
das vorübergehend in leerstehenden Geschäftsräumen betrieben wird). Über
Warenverkauf hinaus können hier auch Künstler*innen, Gründer*innen oder soziale
und nachhaltige Projekte (z.B. Repair-Cafés) aktiv werden. Damit wird auch
verhindert, dass Einkaufsstraßen durch zunehmenden Leerstand veröden. Pop-up-
Aktionen können Vermieter*innen von Ladenflächen und Interessierte selbst in die
Wege leiten. Wir wollen aber prüfen lassen, inwieweit die Stadt leerstehende
Flächen vorübergehend selbst mieten kann, um entsprechende Aktivitäten zu
initiieren, oder zu vermitteln.
Des Weiteren wollen wir das Konzept des/der Zentrenkümmerer*in, das auf der
oberen Berger Straße bereits erfolgreich etabliert wurde, auch in der unteren
Berger Straße und anderen Einkaufsstraßen im Nordend unterstützen. Diese
Funktion vernetzt Gewerbetreibende untereinander und ist Schnittstelle zur
Stadtverwaltung und zum Ortsbeirat. Zur besseren Abstimmung von Politik und
Wirtschaft werden wir uns für eine regelmäßige Kontaktpflege zwischen
Mitgliedern des Ortsbeirates und Vertreter*innen des lokalen Einzelhandels und
der Gastronomie einsetzen. Auch bei der Umsetzung innovativer und nachhaltiger
Ideen wollen wir Händler*innen und Gastronom*innen unterstützen, indem wir
zentrale Infrastrukturthemen, wie Abstellstandorte für Lastenräder auf den Weg
bringen und einfordern.
Ein Stadtteil für Kunst und Kultur
Wir sind stolz darauf, dass das Nordend Sitz kleiner unabhängiger Kulturbetriebe
ist, die sich mit ihrem Programm auch an Kunst- und Kulturinteressierte jenseits
des "Mainstream" richten. Dieses vielfältige Kulturangebot im Stadtteil muss
erhalten bleiben. Im Ortsbeirat möchten wir die Kulturbetriebe daher
unterstützen, indem wir Möglichkeiten prüfen, Kunst und Kultur in den
öffentlichen Raum zu holen und niedrigschwellig zugänglich zu machen. Hierzu
würden auch "Offene Ateliers" beitragen, die ebenfalls im Wege der
Zwischennutzung in leerstehenden Ladenlokalen entstehen könnten.
Auch weiterhin werden wir uns im Ortsbeirat dafür einsetzen, das Kulturfestival
„Stoffel“ aus den Mitteln des städtischen Haushalts zu unterstützen.
Öffentliche Treffpunkte
Wir brauchen im Stadtteil Orte, an denen sich Menschen begegnen können – auch
abseits von Verzehrzwang und Veranstaltungsprogramm. In den Sommermonaten sind
der Friedberger Platz, der Luisenplatz und der Matthias-Beltz-Platz beliebte
Treffpunkte. Dies führt jedoch regelmäßig zu Konflikten mit den Anwohner*innen.
Wir wollen gemeinsam mit den Anwohner*innen, der ansässigen Gastronomie und den
Feiernden weiter daran arbeiten, dass die nächtlichen Ruhezeiten ab 22.00 Uhr
eingehalten werden und die Partys nicht ausufern. Am Friedberger Platz klappt
dies inzwischen gut. Wir wollen das Konzept der Verständigung und der
Rücksichtnahme auch auf den Matthias-Beltz-Platz und den Luisenplatz ausdehnen.
Gleichzeitig wollen wir prüfen, wo im Stadtteil neue Begegnungsräume entstehen
können. Das Erdgeschoss des Glauburgbunker-Areals, das nach dem Beschluss des
Magistrats einer sozialen bzw. kulturellen Nutzung vorbehalten ist, wird auch
Räumlichkeiten für Veranstaltungen, Vereinstreffen o.ä. bieten müssen.
Das Nordend für ältere Menschen gestalten
Viele ältere Menschen leben seit Jahrzehnten in unserem Stadtteil - oft in
oberen Stockwerken von Gründerzeithäusern ohne Aufzug. Die Entwicklung der
Mietpreise verhindern, dass sie in eine seniorengerechte Wohnung umziehen
können. Eine Wohnungstauschbörse kann dazu beitragen, ihnen, aber auch
wohnungssuchenden Familien, zu helfen. Nachbarschaftsnetzwerke tragen dazu bei,
dass mobilitätseingeschränkte Menschen Hilfe im Alltag erhalten und am
gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wir wollen diese Netzwerke in ihrer
Arbeit unterstützen und dazu beitragen, dass sie weiter ausgebaut werden können.
Im Nordend sollen Menschen aller Altersstufen die Möglichkeit finden, sich zu
begegnen. Besonders fördern wollen wir generationsübergreifende Angebote im
sportlichen und kulturellen Bereich. So könnte zum Beispiel im Günthersburgpark
ein Spiel- und Sportangebot für alle Generationen entstehen.
Schmale Gehsteige, die durch Außengastronomie und parkende Fahrzeuge wie
Elektroroller an vielen Stellen zusätzlich verschmälert werden, kurze
Ampelschaltungen an Fußgängerüberwegen und uneinsehbare Kreuzungsbereiche
erschweren es insbesondere älteren Menschen, sich im öffentlichen Raum
fortzubewegen. Wir werden uns dafür einsetzen, diese "neuralgischen Punkte"
weiter zu entschärfen. Mehr Bänke, überdachte Sitzgelegenheiten und mehr
öffentliche Toiletten sollen zusätzlich dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität
gerade für ältere Menschen zu erhöhen.
Ausbauen wollen wir die Beratungsmöglichkeiten für Seniorinnen und Senioren im
Stadtteil. Neben einer wöchentlichen Sprechstunde des/der Seniorenbeauftragten
im Stadtteiltreff wollen wir auch die Einrichtung eines Seniorentelefons
unterstützen.